2016-05-04 Thermik pur

Von | 8. Mai 2016

Schon seit Tagen wurde dieser Mittwoch als der Streckenflugtag gepriesen, daher mußte mal schnell Urlaub eingereicht werden.

imageEs sollte möglichst früh los gehen, schließlich hatten Sebastian und ich uns als Ziel vorgenommen, einmal rund um Frankfurt zur fliegen. Also flugs den Flieger aufgebaut und 80 Liter Wasser getankt.

Michael schleppte zuerst den Sebastian in der LS7, einige Minuten später folgte ich. Erster Wendepunkt sollte Dillingen im Saarland sein. Die Wolken zogen prima und so kamen wir problemlos und schnell bis zur Mosel. Die Querung hat uns einige Minuten gekostet, da wir durch ein blaues Loch laaaange bis zum nächsten Anschluß gleiten mußten. Das Wetter entwickelte sich weiterhin positiv und wir wendeten in Richtung Osten. Wir lagen bereits schon vor dem Zeitplan, da der geplante Schnitt von 80 km/h tatsächlich über 90 km/h lag. Also weiter entschlossen und konsequent in Richtung Osten südlich an der Kontrollzone Kaiserlautern vorbei über den unlandbaren Pfälzer Wald in die Rheinebene. Unvermittelt tauchte plötzlich der Hockenheimring auf. Die Wolken zogen prima und so flogen wir mit mindestens 140 km/h vorwärts, ab und zu auch deutlich über 160 km/h. Der nächste Wendpunkt Mosbach wurde wiederum vor der geplanten Zeit erreicht. Kurz haben wir darüber nachgedacht, dass wir uns doch sehr weit weg von „Zuhause“ befinden und in keinem Fall hier ackern wollen, aber zu dieser Sorge gab es eigentlich auch keinen Anlaß. Die Bärte standen regelmäßig und die 1,5 Meter ließen wir einfach stehen. Unter drei Meter steigen haben wir nichts angenommen. Dann auf Nordkurs und östlich um Luftraum Charlie von Frankfurt herum. Wir sahen aus der Ferne Würzburg und im weiteren Verlauf den Höhenzug der Rhön parallel zu unserem Kurs nach Bad Hersfeld. Alles ging problemlos, auch wenn wir hier und da auch mal etwas vorsichtiger fliegen mußten, um z.B. große blaue Löcher durchzugleiten. Nach der Wende waren es noch 225 Km auf die Binz. An Gießen vorbei in Richtung Dierdorf und Mönchsheide. Anschließend trennten sich unsere Wege, da Sebastian noch in die Kraftwerke fliegen wollte um den Flug zu verlängern.

Mein Rechner meldete Endanflughöhe auf die Binz. Zugegebenermaßen kamen nun ein paar Emotionen hoch: Erleichterung, Zufriedenheit und Glücksgefühle über meinen bisher längsten und weitesten Flug überhaupt: 719,7 Km mit einem Schnitt von über 93 km/h in 7 Stunden und 50 Minuten. Nebenbei war es auch ein 615 km FAI-Dreieck. Ich traf noch Michael in der ASW 24, der gerne meine Einladung zum Duschen in meinem auslaufenden Ballastwasser annahm. Ich landete glücklich und zufrieden, aber auch etwas müde und geschafft.

Ein erheblicher Anteil zum Gelingen dieses Fluges hat der Teamflug mit Sebastian. Gemeinsam verdoppelt sich die Chance auf positive Erfahrungen, da man doppelte Spannweite besitzt. Auch sehen vier Augen deutlich mehr als nur zwei und das Zentrieren eines Aufwindfeldes gelingt schneller und einfacher. Das motiviert beide Piloten extrem. Negative Situationen verlieren ihre Schrecken, da man gemeinsam besser mit Streßsituation umgehen kann. Wobei anzumerken ist, dass wir niemals tief gekommen sind oder sonst heikle Situationen meistern mußten. Beide Piloten haben dieses Vorhaben nur in Angriff genommen, da man im Team stärker ist. Der Teampartner teilt negative Erfahrungen, aber erhöht die Motivation bei positiven Aspekten. Dazu gehört, dass man auch mal auf den anderen wartet und z.B. unter der Basis die Klappen zieht, um den Abflug zu verzögern. Alles in allem kann ich den Teamflug nur empfehlen.

Ich hoffen wir sehen uns demnächst „auf Strecke“.

Bis dahin wünsche ich Euch viele schöne, laaaange und weite Flüge

Martin          

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